Gedanken zum 25-jährigen „Jubiläum“

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Heute ist es nun soweit. Mein Unfall jährt sich erneut. Ausgerechnet am 22.02.2022 ist dieses einschneidende Ereignis bereits 25 Jahre her. Umgangssprachlich würden es viele den 2. Geburtstag nennen, weil ich überlebt habe, oder diesen Tag gar als Jubiläum feiern. Aber ist es das auch? Gemäß Definition ist ein Jubiläum ein „festlich begangener Jahrestag eines besonderen Ereignisses“. Am Geburtstag wird wiederum der „Jahrestag der Geburt“ gefeiert. Das mag am Ende jeder sehen, wie er will. Für mich ist dieser Tag jedoch weder das Eine noch das Andere. Es gibt in meinen Augen daran schlichtweg nichts zu feiern. Vielmehr ist es für mich ein Tag, an dem mein neues, mein anderes Leben begann. Und das meine ich jetzt überhaupt nicht negativ.

Besonders in dieser Zeit, wenn wieder der Jahrestag naht, kreisen meine Gedanken viel darum, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich damals nicht „zur falschen Zeit am falschen Ort“ gewesen wäre? Welchen Beruf hätte ich erlernt? Wo würde ich leben? Wäre ich verheiratet? Hätte ich Kinder? Wie würde mein Alltag aussehen? Wäre ich glücklich? Gern stelle ich mir dann in einem Paralleluniversum vor, dass ich als Krankenschwester auf der Intensivstation arbeiten würde. Nach einem anstrengenden Schichtdienst komme ich zu meiner Familie nach Hause und wir erzählen uns, wie der Tag war. Wir wohnen in einem kleinen gemütlichen Haus in ländlicher Gegend, wo die Kinder unbeschwert draußen spielen können und ich mit meinem Mann den Sonnenuntergang beobachte. Ich gebe zu, das klingt vielleicht etwas kitschig, aber man darf ja wohl auch träumen.

Und dann ist sie wieder da – die Realität. Aber abgesehen davon, dass ich im Rollstuhl sitze und den damit verbundenen Problemen, die zugegebenermaßen nicht immer sehr einfach sind und ich auch gar nicht beschönigen möchte. Denn Fakt ist nun einmal, dass ein Leben im Rollstuhl einfach sch… ist und ich es niemandem wünsche. Dennoch bin ich glücklich! Ich habe eine tolle Familie, einen liebevollen Partner, einen gesunden aufgeweckten Sohn und ich konnte meine Begeisterung für das Schreiben jetzt auch zum Beruf machen. Wie sollte ich mich also über dieses neue, andere Leben beschweren? Den Sonnenuntergang kann ich mir ja schließlich auch vom Balkon anschauen 😉

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4 thoughts on “Gedanken zum 25-jährigen „Jubiläum“”

    1. Ich danke dir! Eine positive Einstellung macht doch vieles einfacher. Natürlich darf jeder auch schlechte Momente haben. Dafür weiß man das Gute dann umso mehr zu schätzen. Ich wünsche dir alles Gute.

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