Urlaub im Allgäu – Wandern mit Rollstuhl (Teil 1)

Geht das überhaupt? Ich gebe zu, ich war anfangs auch nicht überzeugt davon und äußerst skeptisch. Aber mit der richtigen Begleitung geht (fast) alles!

Es war Sonntag Nacht früh um 2.30 Uhr als uns das Klingeln des Weckers bedeutete, dass es endlich los ging. Jetzt hieß es Aufstehen, fertig machen und sämtliches Gepäck zum Auto tragen und verstauen. Mein Freund hat das in kürzester Zeit perfekt gemeistert. Wenn man bedenkt, wieviel Platz allein der Rollstuhl im Kofferraum einnimmt. Und dann auch noch sämtliche Pflegehilfsmittel, an die ich denken und bei einem Ausflug dabei haben muss – da bekommt das Spiel „Tetris“ eine völlig neue Bedeutung. Kurz nach 4.00 Uhr traf dann auch die befreundete Familie ein, mit der wir zusammen fahren wollten. Dann ging es los in Richtung Süden. Die Autofahrt verlief ohne Zwischenfälle, nur mit den üblichen Toiletten- und Snackpausen. So kamen wir gut sechs Stunden später an unserem Ziel im Oberallgäu an. Da wir eine private Ferienwohnung gemietet hatten, konnten wir die Unterkunft nach einer kurzen Wartezeit auch schon beziehen. Nicht wirklich rollstuhltauglich war jedoch, dass sich die Wohnung im 1. Stock befand. Das wussten wir aber vorher und da ich einen starken Mann an meiner Seite habe, war das für ihn kein Problem, mich zwei Treppen hochzuziehen. Irgendwann machten wir uns sogar unseren kleinen Spaß daraus. (Für zu Hause wäre das allerdings nichts. Ich verlasse zwar auch hier nicht allein die Wohnung, aber zumindest haben wir einen Fahrstuhl.)

Da der Tag noch jung war, machten wir nach dem Mittagessen den ersten gemeinsamen Ausflug. Wir fuhren zur nicht weit entfernten Hornbahn. Hier wurde extra der Gondelverkehr für uns angehalten und eine Rampe angelegt, damit wir in Ruhe unsere Gondel betreten bzw. verlassen konnten. Das fand ich tatsächlich sehr zuvorkommend. Man hätte ja auch einfach sagen können: „Tut mir leid, aber mit Rollstuhl können Sie hier nicht befördert werden.“ Von der Bergstation aus hatten wir dann einen perfekten Blick auf Bad Hindelang.

Blick ins Tal von der Hornbahn aus
Blick ins Tal von der Bergstation der Hornbahn

Ich muss ganz generell gestehen, dass das Allgäu mit seinen Bergen und Alpseen etwas faszinierendes hat. So wunderschön traumhaft die Bergkulisse bei klarem, sonnigen Wetter aussieht, so bedrohlich kann sie aber auch bei Regen und Gewitter wirken. Doch dieses Jahr hatten wir Glück und blieben von schlechtem Wetter weitestgehend verschont. Und dabei habe ich mir diesmal extra viele Pullover und Jacken eingepackt, um auf kalte Temperaturen vorbereitet zu sein. Wenn ich da an vergangenes Jahr zurück denke, oje, da waren wir weniger darauf eingestellt. Wir haben sogar extra eine Shopping-Tour einlegen müssen, um uns Regenjacken und Pullover zu kaufen. Wenn ich in den Sommerurlaub fahre, dann bedeutet das für mich eben Sonne, blauer Himmel, Wärme, luftige Klamotten und nicht das ganze Gegenteil. Das war zugegebenermaßen schon sehr frustrierend für mich. Aber wie gesagt, dieses Jahr waren wir zumindest vorbereitet und haben die Schlecht-Wetter-Klamotten glücklicherweise nicht sehr oft gebraucht.

Da es am nächsten Tag sehr warm werden sollte, planten wir eine Wanderung zum Vilsalpsee im Tannheimer Tal. Nachdem wir das Auto geparkt, die Badesachen im Rucksack verstaut und die Kinder sich ihre Inlineskates angezogen hatten, ging es los. Der Weg ist für Rollstuhlfahrer wirklich gut geeignet, da die Straße asphaltiert ist und relativ ebenerdig verläuft. Bis zum vorderen Ufer des Sees waren wir etwa eine Stunde unterwegs und wurden mit einem traumhaften Blick auf den Vilsalpsee mit seinem Bergpanorama belohnt.

Der wunderschöne klare Vilsalpsee

Wir setzten uns in das nahegelegene Restaurant und stärkten uns mit leckeren Speisen. Glücklicherweise hatten wir einen der letzten Tische mit Sonnenschirm ergattern können, denn die Sonne brutzelte schon kräftig auf uns herab. Da kam selbst ich als Sonnenanbeterin fast an meine Grenzen des Aushaltbaren. Die Kinder vergnügten sich unterdessen im See. Allzu lange hielten sie es allerdings auch nicht aus, da das Wasser eiskalt war. Tatsächlich waren die beiden Jungs dann doch so mutig und schwommen sogar ein Stück – Brrrr. Als mein Sohn kurze Zeit später zurück kam, durfte er mich kräftig umarmen. Da ich durch die Wärme und die pralle Sonne so aufgeheizt war, funktionierte ich für ihn als Heizung und er für mich als sehr willkommene Abkühlung.

Ursprünglich wollten wir nach der Mittags- und Badepause den Vilsalpsee noch umrunden. Aufgrund der Hitze, der Aussicht auf keinerlei schattige Plätzchen als Ausweichmöglichkeit und des sehr holprigen Wanderweges entschieden wir uns jedoch dagegen und machten uns auf den Rückweg.

(Lest im 2. Teil, was wir noch alles erlebt haben.)

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