Warum Ich?

Natürlich habe auch ich nach dem „Warum ausgerechnet ich?“ gefragt. Eine Krankenschwester während der Reha damals antwortete: „weil du stark genug dafür bist“. Dieser Satz hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Aber was macht Stärke aus? Jemand der resigniert und sein Schicksal so annimmt, wie es ist? Jemand der kämpft und das beste daraus macht? Jemand der seine Situation zwar akzeptiert, aber nicht aufhört, doch eine Verbesserung zu erreichen?

Es gibt unterschiedliche Möglickeiten mit schweren Schicksalsschlägen umzugehen. Manche ziehen sich zurück und versinken in Depression und Selbstmitleid. Andere schalten einfach ab und geben auf. Wer aber stark ist, nimmt sein Schicksal selbst in die Hand und versucht, das Vergangene zu verarbeiten. Der blickt positiv in die Zukunft.

Für mich bedeutet Stärke auch zuzugeben, dass man mal schwach ist und  Hilfe annimmt. Jeder hat mal schlechte Momente, wo man nicht mehr weiter weiß. Aber es ist wichtig, aus diesem Loch wieder rauszukommen.

Niemals hätte ich nach meinem Unfall damals gedacht, ein solches Leben zu führen, wie ich es jetzt tue. Ja, ich musste auf vieles verzichten. Besonders schlimm war es für mich zum Beispiel, als meine jüngeren Schwestern anfingen, in die Disko zu gehen, während ich daheim bleiben musste. Ich war gerade 15 Jahre alt, die Welt stand mir offen! Aus heutiger Sicht ist ein verpasster Diskobesuch allerdings kein Weltuntergang mehr. Nichts was mich im Leben vorangebracht hätte.

Ich bin glücklich, so wie es jetzt ist. Ich habe eine tolle Familie, ein gesundes Kind und einen Mann an meiner Seite, der mich so liebt, wie ich bin!